Guten Abend zusammen,
weiter gehts nach einer Woche Urlaub, in der ich natürlich an nichts anderes als diesen Motor denken konnte! 
Wir haben nun alle Einzelteile vor uns liegen:
- Rotor (ganz schön schwer!)
- Differenzial
- Zwischenrad (Untersetzung)
- 3 Gehäuseteile (Deckel auf Schleifring-Seite und Getriebedeckel
- Deckel für Getriebe
renaultZoe018.jpg
Die Lagersitze lassen sich alle einfach entfernen. Alle anderen Lager müssen mit entsprechenden Abziehern entfernt werden, um Schäden zu vermeiden. Solche Abzieher hat vermutlich jeder in der Werkstatt, wenn er sich an so ein Projekt wagt. Ich kaufe meist die günstigen "Abzieher Sätze aus China". Für die meisten Aufgaben reichen diese. Über die Jahre habe ich einige stabile Abzieher von Hazet über Werkstattauflösungen erworben. Diese sind doch ein gutes Stück stabiler und besser nutzbar.
Ich muss allerdings sagen, dass bei diesem Motor im Vergleich zu den Oldtimer Motoren, an denen ich sonst arbeite, sich alles recht einfach entfernen ließ. Man sieht, dass die heutigen Präzissionen doch um einiges besser sind. Bei Oldtimer Motoren muss ich regelmäßig mit Wärme/Kälte arbeiten, damit die Lager leicht auf die Welle gehen.
Am Zoe mit dem Rotor und seinen bekannten (habe hier ein paar Berichte gefunden) Spannungsrissen mit zunehmendem Alter wollte ich unbedingt ein Hitze-Kälte Spiel vermeiden. Das ging auch problemlos. Eine Werkstattpresse ist zum Abziehen aber vorallem zum neu Aufpressen unerlässlich.
renaultZoe016.jpg
renaultZoe017.jpg
Ein bisschen Abziehen und Pressen später, haben alle neue Lager ihren Platz gefunden. Nun zu einer Hürde, über die ich gestolpert bin. Dies hat mit Ersatzlagern zu tun.
Lager auf dem Rotor (Reihenfolge = Schleifring -> Getriebedeckel:
- 62x30x16 - entspricht NTN Lager der späteren luftgekühlten Motors - gibts bei bekannten Autoteilelieferanten: EVB355.00
- 40x80x18 - 6208 C3 S1
- 25x62x17 - SKF 6305
Zwischenwelle (Untersetzung):
- 25x52x19,25 - 32205J
- 30x62x21,25 - 32206J
Differenzial / Ausgangswelle:
- 2 Stück 41x68x20,1 - LM300811/1B Koyo -> ausgewichen auf SKF BT1B 328612 41x68x18,3 mit Passscheiben
Dichtung für Motorgehäuse zu Deckel:
- Getriebeseite: Nur Dichtmasse (z.B. Hylomar)
- Motor/Anschlusseite (zum Kühlwasser): AJUSA EV000101 Dichtungssatz (Großhandel)
Alle oben genannten Lager bekommt man bei den bekannten "Lagerlieferanten" (Ich möchte hier keine Werbung machen, daher nenne ich niemanden). Lediglich ein Problem tauchte bei mir auf.
Ich finde kein Lager in dieser Größe: 41x68x20,1 - LM300811/1B Koyo
Die Version "1B" scheint spezielle für Renault gebaut worden zu sein. Nachdem ich das normale Koyo Lager "LM300811" in den Händen hielt, verstand ich auch den Unterschied: Die Lauffläche, Lagerkugeln etc. sind alle 1:1 identisch. Lediglich der Lagersitz hat einen zusätzlichen Bund von ca. 3mm. Das Lager "LM300811" wurde laut googel mehrfach in Getrieben anderer Hersteller an der gleichen Stelle eingebaut, ist aber eben nur 17,5mm hoch und keine 20,1mm.
Da ich nun seit Jahren an alten Motorradmotoren schraube bin ich es gewohnt Lagerspiel oder solche Unterschiede durch z.B. Gehäusedichtungen mit Passscheiben auszugleichen. Und genau so gehe ich nun auch beim Zoe vor: Von SKF gibt es ein Schulterlager mit den gleichen Maßen und 18,3mm Höhe. Das war das "höchste" was ich finden konnte. Hiermit ist gewährleistet, dass der Sitz die maximale Auflagefläche im Gehäuse hat. Den Rest gleiche ich mit Passscheiben aus. Original befindet sich auf der Seite des Getriebedeckels sowieso schon eine Scheibe. Die fehlenden Höhe jedes Lagers gleiche ich auf beiden Seiten gleichmäßig aus. So ist weiterhin ein mittiger Sitz der Welle und damit gleichmäßiger Eingriff am Zahnrad gewährleistet.
renaultZoe0001.jpg renaultZoe0003.jpg
Ein Anbieter von Zoe Ersatzeilen hat ebenfalls einen kompletten Lagersatz im Programm als "Überholsatz". Da ich die Einzelpreise der Lager kenne und diese im Lagerhandel nur ca. 50% dieses Überholsatzes kosten, war ich zu "geizig" diesen zu kaufen. Mich würde natürlich brennend interessieren, ob sie die richtigen Lager aufgetrieben habe. Ebendieser Verkäufer schreibt auch in der Artikelbeschreibung, dass der Simmerring auf der Rotor - Getriebeseite eine "Spezialanfertigung" ist. Ich habe diesen im normalen Handel gefunden.
Damit kommen wir zu den Simmerringen:
- Rotor-Getriebe: 47-60-7 mit doppelter Lippe
- Ausgangs/Antriebswelle: 2 Stück 32x52x7-11
- Dieser Simmerring ist nicht gleich mit den späteren Zoe. Ich hatte diesen beim Autoteilehändler bestellt und er passte nicht. Am Ende Griff ich wieder zu Ware aus dem Industriebdedarf. Die äußere Staublippe ist hier zwar etwas ander geformt als beim Renault Originalteil, ich sehe hier aber keinen Nachteil.
Nun reinigte ich alle Bauteile für den Zusammenbau. Soweit habe ich erstmal den Rotor eingezogen und die "Anschlusseite des Motors" wieder verschlossen. Der Rotor läuft nun seidenweich in neuen Lagern. Der Rest folgt im Lauf der Woche.
Denn in der Zwischenzeit habe ich noch folgende Baustellen am Zoe:
- Überholung Vorderachse komplett
- Hierbei stieß ich auch auf fleißig Rost an den Domen bzw. Stoßdämpfer, ich werde die gesamten Radläufe mit Unterbodenwachs aussprühen. Kenne ich von den Oldtimer zur genüge.... nur bei Baujahr 2013!?
- Zusammenbau der Front nach Austausch des total verrostet "Aggregateträgers"
- Dieser ist glücklicherweise scheinbar bei allen Zoe identisch, weshalb ein Exemplar aus einem 2018er Zoe vom Schrottplatz montiert wurde
Hier wechsle ich gerade die Radlager:
renaultZoe0008.jpg
Das hier sind übrigens diese "Federscheiben", welche eine Ausdehnung des Rotors erlauben und trotzdem einen gewissen Druck auf den Lagersitz ausüben. Die sitzen auf der Rotorseite bei den Schleifringen und müssen beim Einbau vorsichtig eingefädelt werden, ansonsten klemmt es, wenn eine davon verrutscht.
renaultZoe0002.jpg
Den Rotor selbst muss man "Einziehen". Hierfür genügt ein passendes Rohr und eine Gewindestange, die sich in den Rotor schrauben lässt (ich glaube es war M8).
renaultZoe201.jpg
Wer sich fragt, wie ich den Abzieher zum Ausdrücken des Motors gebaut habe: Man schnappt sich eine Papp-Schablone, ein paar Schrauben die locker ins Gehäuse gedreht werden und einen Gummihammer. Nun die Pappe sauber positionieren und alle Positionen für die 4 Befestigungsschrauben sowie den Rotor markieren. Anschließen diese Markierungen auf einer Stahlplatte anreißen und bohren - Fertig!
renaultZoe024.jpg
Früher habe ich so etwas umständlich ausgemessen, bis ich es gelernt habe mit Schablonen zu arbeiten. Viel einfacher.
Der Stand von heute ist also: Getriebe gereinigt, alle neuen Lager aufgepresst, Passscheiben ausgemessen, Rotor eingezogen und den Deckel auf der Hochvolt-Seite geschlossen. Der Rotor ist damit fertig an Ort und Stelle.
renaultZoe0004.jpg
So, Feierabend für heute!
Gruß Lukas