Beiträge von Agitator

    Bin jetzt vom ersten größerem Ausflug mit der kleinen Französin zurück. Bewusst nicht den Diesel der Frau genommen, man will ja als Elektroneuling mal wissen, wie gut sich das Auto und im Land die Infrastruktur schlägt. Insgesamt waren es circa 1500km in vier Tagen, mit der Frau und der kleinen Tochter, und Gepäck bis Oberkante.

    Strecke auf dem Hinweg war von Bamberg über Fulda und Hannover nach Hamburg. Insgesamt circa 600km. Den Hinweg hatte ich penibel vorgeplant und mit eCalc und ABRP durchgerechnet.

    Mit 70% gestartet, waren die 170km bis Fulda natürlich kein Problem. Gefahren bin ich so mit 115km/h, ausgeschaltetem ECO Modus und 19 Grad C Innenraumtemperatur, andere Elektrische Verbraucher im regen Gebrauch. Unterwegs bei Schnee und 0Grad C manchmal auch nur circa hundert. In Fulda angekommen, hatte man das Gefühl (und das hielt sich die ganze Reise über), dass manche Gemeinden halt mehr von Elektromobilität halten und manche halt nicht soviel. Fulda gehörte zu letzterem. Die anvisierte Säule ist durch einen Container der Touristeninformationen einfach zugestellt, an allen Ladeparkplätzen muss man auch Parkgebühr zahlen. Zudem durfte ein Auto der Stadtverwaltung auch auf E-Parkplätzen parken, eine ausgelegter Sondergenehmigung lag auf dem Armaturenbrett. Wenn die Stadt das schon so vormacht, naja.

    Kleines Ärgernis; angesammelter Schnee an der Front bei Ankunft führten zur Warnmeldung "Parksensoren prüfen" und zu ständigem Gepiepse an jeder Ampel und jedem Halt (War nach dem Auftauen dann weg.)

    Diesen Stopp haben wir auch früher immer für ein Frühstück gemacht (fahren diese Strecke mehrfach im Jahr), würde ich also nicht als zusätzliche Zeit einrechnen.

    Geplant war nun bis zum IKEA Hannover durchzufahren, 255km, um dort kostenfrei mit CCS zu laden. Da wir mit nur knapp 80% losgefahren sind und ich es nicht geschafft habe, konstant den ECO Modus auszuhalten, wäre das knapp geworden. Zudem will man ja nicht mit Reserve ankommen und eine defekte Säule vorfinden. Also für etwas mehr als zehn Minuten mit CCS irgendwo nachgebessert.

    CCS empfand ich im Übrigen durchgehend für solche Touren als sehr angenehm und unbedingt empfehlenswert, eine deutliche Erleichterung.

    Am IKEA in Hannover standen schon drei E-Autos, zwei Tesla und ein Jaguar. Also geradeso noch ein Platz frei. Leider habe ich kein Foto gemacht, von der Kleinen inmitten der teuren Boliden, die auch auf günstiges Laden aus waren. Enttäuschend war die Ladegeschwindigkeit trotz CCS, die ZOE prognostizierte vier Stunden bis voll. Wir blieben etwa 1,5 Stunden, Bewegung war für meine Tochter dringend nötig und der IKEA bietet so viele Schubladen und Schränke zum Öffnen und Schliessen, dass sie voll auf ihre Kosten kam. Natürlich honorierten wir die angebotene Lademöglichkeit und haben dort etwas gegessen.

    Die letzten 170km waren ereignislos, allerdings man merkte die zusätzliche Zeit die durch die Ladestopps angefallen war, an der Gesamtstimmung...

    Als unkritisch empfand ich die Sitze, da waren meine Sorgen unbegründet. Es gibt natürlich Besseres, aber weh tat da nichts.

    ABRP und eCalc erwiesen sich als sehr genau, soweit man das sagen kann. Es war halt kaum möglich, die Geschwindigkeit so konstant einzuhalten. Ich würde sogar sagen, dass sie etwas konservativ ausgelegt sind. Meine Verbräuche lagen meist unter dem Errechneten.

    Hamburg. In Hamburg sah man auf der Karte immer und überall Ladepunkte. Bei meinem Bruder angekommen, wo parken immer eine Hürde ist, sind drei Stationen im gleichen Abstand, den man als Laternenparker auch zu laufen hätte. Zudem waren die in den Tagen fast immer komplett frei!

    Da waren die längere Anreise, ein Absturz des Navis und Fulda schnell vergessen.

    Vor Ort ging es auf kleine Touren nach Lübeck, Travemünde und Timmendorf. Immer gab es am Ziel eine Ladesäule in guter Lage, und immer sparte man sich dadurch die Parkgebühr.

    Am vorletzten Tag ging es in die Nähe von Celle. Nur im Umland sieht es mit Ladesäulen etwas mau aus.

    Rückweg. So fuhren wir am letzten Tag mit nur 50% los, 450km waren noch zu meistern. Für den Rückweg nutzte ich den Renault App Routenplaner, der auch Ladestops vorplante. Die Tour sollte durch die neuen Bundesländer an Magdeburg und Leipzig vorbei gehen und bewusst nur kurzfristig geplant sein.

    Die App hat schnell und gut vorgeplant, die Route lies sich leicht ans Auto senden. Schlecht war, oder ich habe irgendetwas nicht beachtet?!, dass die Ladestopps nicht als Zwischenziele vorhanden waren. So machte das Ganze keinen Sinn und ich habe die Stopps auswendig anfahren müssen.

    Auf dem Hinweg hatte ich versucht, mit zwei längeren Stops auszukommen, der Rückweg sollte mit drei kürzeren stattfinden.

    Der erste war Braunschweig Flughafen; ein eUp stand am Typ 2, CCS ging einfach und schnell. Das war bisher der erste Halt wo man im Auto für circa 25 Minuten warten musste (ich hielt mich hier an die Renault Vorgaben, bis genau 73% zu laden). Die Kleine schlief, also kein Problem.

    Dann wurde es etwas stressig. Den zweiten Stop in Golbitz sollte ich mit 11% anfahren und mit 65% verlassen. Da das Navi kein Zwischenziel hatte, hatte ich mir zu fahrenden Kilometer gemerkt. Da kam aber nichts. Und insgesamt befanden wir uns im Land der Saale in einem wirklich dünn mit Ladesäulen besiedelten Gebiet (zumindest in der Nähe zur Autobahn). Unzählige Windräder, aber kein Weg das ins Auto zu bekommen. Zwei größere Rastplätze angefahren aber nichts vorgefunden. Auf dem Hinweg war fast jeder Rastplatz ausgestattet gewesen.

    So war es leider auch nicht möglich zu überprüfen, ob die Rechnung der Renault App aufgegangen wäre.

    Am dritten war dann eine Station von E-On mit CCS, mittlerweile noch 12%. RFID konnte das Gerät nicht, die benötigte APP liess sich mangels Netzabdeckung nicht runterladen, auch die Möglichkeit über einen QR Code direkt einen Link zum Bezahlen aufzurufen, ging quälend langsam. Endlich geschafft, erkannte die ZOE den Stecker nicht, respektive die Säule das Auto nicht. Auch zwei Telefonate mit einer bemühten Hotline konnten keine Abhilfe schaffen. Fünfzehn Minuten sinnlos verloren. Typ 2 wäre gegangen, aber es war dort insgesamt nicht gerade sehr schön, vorsichtig formuliert.

    Also weiter, dass erste Mal besorgt auf die Restreichweite geschaut. Im ECO Modus einen weiteren Rastplatz mit 6% angefahren. Dort das erste Mal ARAL Ladesäulen mit armdicken Kabeln vorgefunden. Und die haben das Auto gefühlt mit dem dringend benötigten Strom geradezu aufgeblasen. Zwar "nur" 48Kw angezeigte Ladeleistung, aber subjektiv als schneller empfunden.

    Die Zeit im, von mir total ablehnend gegenüberstehend , MC Doof verbracht. Nach circa vierzig Minuten mit über 80% weitergefahren.

    Ab hier zickte leider das Navi; es zeigte weder Zeit zum nächsten Abbiegen, noch ETA oder ETE an. Wechselte man den Radiosender oder änderte Einstellungen, musste man jedesmal das Ziel neu eingeben. Das lies sich nicht mehr beheben, war erst heute wieder in Ordnung. Also über Apple CarPlay weiternavigiert, hat mich aber geärgert.

    Von hier aus wäre die verbleibende Strecke schon zu schaffen gewesen, allerdings Ankunft mit leerem Akku.

    Also nach Ankunft in Bayern nochmals kurz mit CCS so 15 Minuten nachgeladen.

    Ankunft daheim mit 30 Prozent.

    Fazit: Trotz kleinerer Ärgernisse bleibt das Familienfazit, die nächste Tour wieder elektrisch zu machen. Zunächst bleibt festzustellen, dass die Kosten, Parkgebühren bereinigt, viel viel niedriger sind. Mit dem Kind hätten wir den einen oder anderen Halt sowieso gemacht. Und vor allem: man ist einfach entspannter! Wenn man früher die ETA schon beim Losfahren als Ankunftszeit im Kopf hatte und sich dann über jede Verzögerung geärgert hat, ist man jetzt einfach entspannter. Pausen sind doch sinnvoll, für diese Erkenntnis habe ich lange gebraucht.

    Vorplanen muss man eigentlich nur, wenn man seine Zeit sinnvoller verbringen möchte als einfach im Auto zu warten oder mit schlechter Gesellschaft zu verbringen.

    Als kritisch empfand ich das Ganze zu keiner Zeit. Als eine Weile keine Rasthöfe Ladepunkte hatten, war das ein Luxusproblem. Es waren immer Ladesäulen in Reichweite. Aber ich wollte Umwege vermeiden und etwas zum Reinsetzen mit Kaffee und Toilette haben.

    Als verbesserungswürdig empfinde ich die unterschiedlichen Säulen; von einfacher-als-eine-Benzintankstelle bis zu kompliziert und nervig war alles dabei. Da fehlen Standards.

    Insgesamt hat mich diese Erfahrung in meiner Einstellung zur Elektromobilität bestärkt. Mein Vorhaben, einen JuiceBooster zu kaufen, habe ich aufgegeben. ;)


    Nachtrag: (Falls das mal Jemand erst später liest)

    Die Fahrt fand Ende Februar Anfang März statt. Die Temperaturen lagen zwischen 0 und höchsten 10 Grad C, aber meist im niederen einstelligem Bereich. Das verringert deutlich die Reichweite! Also sind die Werte nicht repräsentativ für den Alltagsgebrauch, dort sind vermutlich weniger, respektive kürzere Ladestops nötig!!

    Die ZOE kann, und das ist ja einer ihrer großen Vorteile, mehrphasig laden. Dadurch hat sie ja auch den großen Wettbewerbsvorteil bis zu 22kW/h AC zu laden.

    Oder meintest Du die Möglichkeit, Strom auch wieder über den Anschluss abgeben zu können?